Dieser Text beginnt am 28.04.2013, also vor der ersten inhaltlichen Veranstaltung und soll weitergeführt werden um zu zeigen, wie sich morlas Gedanken zum Seminarthema entwickeln.

Wie ist das Seminarthema zu verstehen?

Literatur ist für mich das, was ein Mensch zu schreiben Lust hat, sich vielleicht sogar genötigt sieht. Nun gehen wir im Allgemeinen gemäß der linearen Denkstruktur, die uns mühsam seit frühesten Kindheitsbeinen in Kinderbüchern, von Familie und besonders in der Schule aufgedrängt wird, davon aus, dass der Stift und das Papier dabei unseren Gedankengang nicht beeinflussen, oder zumindest nicht anders als uns zu helfen eine Struktur in unsere Gedanken zu bringen. Sicher kann man sich schon denken, dass die Umgebung einen Einfluss auf die Richtung unserer Gedanken nehmen kann: Wenn draußen ein Regentag ist und ich mit einer Tasse Tee auf meinem Sofa sitze und schreibe, wird sicher der Ton der entstehenden Erzählung anders sein, als wenn ich im Sonnenschein in einem von Leben summenden Café meine Beine unter den Tisch strecke.

Konkrete Fragen, die ich in diesem Seminar beantworten möchte, sind diese: Wie ist das Schreiben im digitalen Zeitalter zu bewerten? Inwiefern beeinflusst es mich, dass ich unbegrenzten Speicherplatz, eine leichtgängige Tastatur mit schneller Löschtaste besitze? Ich kann Textblöcke hin und her schieben, entwickele also meinen Text eventuell nicht chronologisch und logisch aufeinander aufbauend, sondern an mehreren Tagen mit jeweils entsprechenden Stimmungen. Es vermischen sich Textstücke, die bei einem unterschiedlichen Wissensstand entstanden sind.

Am allermeisten interessiert mich jedoch diese Frage: Wenn die Art von Musik, die entsteht, sich wandelt mit der Möglichkeit sie zu erforschen und technologisch zu speichern und zusammenzusetzen, wie Greite es im Seminartext auf Seite 207 schreibt. Wie beeinflusst die Speicherung von Text in Form von Bits und Bytes, als 0 und 1, als magnetische Momente eines Halbleitermaterials (so stelle ich mir die reine physische Speicherung zumindest vor) das Schreiben? Vielleicht ist diese Frage zu generell. Auch geht diese Frage wiederum von einem linearen Verhältnis von Literatur und ihrem Speichermedium aus und lässt dabei die „Adressierung“ aus. Darunter stelle ich mir Aspekte vor, wie Verknüpfungen eines Wikis, die Befehle der Software, die die Hardware steuern, Einflussgrößen wie Sinn und Zweck des Schriftstückes.

Apropos Sinn und Zweck von Schriftstücken im digitalen Zeitalter: Müsste man „Literatur“ nicht noch einmal neu definieren, wenn wir auf das neue digitale Zeitalter eingehen mit seinen Blog-Beiträgen, Artikelkommentaren, Statusmeldungen in sozialen Netzwerken und so weiter. Sicherlich stimmt es, dass auch diese eineN VerfasserIn haben, die/der sich eines Publikums bewusst ist (nicht der Art des Publikums, denn das kann sicher mannigfaltiger sein, als das Publikum von Printmedien) und dass auch diese mit einem bestimmten Zweck verfasst werden. Aus dem Artikel zu „Sentimentanalysen“ der ersten Sitzung geht allerdings hervor, dass eine stärkere Emotionalität und Spontanität diesen Beiträgen zugrunde liegt. Schnelles Reagieren ist bezeichnend für das digitale Zeitalter. Also Losschreiben in dem Moment in der die Lektüre des Artikels beispielsweise beendet ist um noch schnell vor dem Verlassen der S-Bahn (in der man selbstverständlich niemanden ansieht oder anspricht) klarzustellen, dass man über die Tatsachen unerhört empört ist oder sofort bemerkt hat, dass die/der AutorIn alles verdreht hat. Hier muss doch ein Unterschied zu „analoger Literatur“ sein? Kolumnen allerdings sind auch schon seit Jahrzehnten – vielleicht Jahrhunderten – emotionsgeladen, Klatschpresse sowieso. Aber ist hier nicht doch jede über die Stränge schlagende Formulierung gewollt und gezielt eingesetzt worden?

Weiter komme ich mit meinen Gedanken gerade nicht, also mal sehen, wie sich diese Reflexion mit Fortlaufen der Veranstaltung konkretisiert und gezielter argumentiert.

texte/gedanken_zum_seminarthema/28.04.2013_wie_ist_das_seminarthema_zu_verstehen.txt · Zuletzt geändert: 2013/06/16 20:45 von morla
CC Attribution 4.0 International
Driven by DokuWiki Recent changes RSS feed Valid CSS Valid XHTML 1.0