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Dieser Beitrag befasst sich mit dem Bild, dass Höllerer 1962 in seinem Text Zur Sprache im Technischen Zeitalter vom Literarischen Colloquium Berlin (LCB) nachträglich über dessen erstes Jahr zeichnet.
Literarisches Colloquium Berlin
Das Literarische Colloquium Berlin (LCB) wurde 1949 gegründet und hatte seinen Sitz in Berlin-Wannsee. Das LCB existiert noch heute an demselben Standort und bietet regelmäßig Veranstaltungen an (siehe www.lcb.de).
Finanzierung
Es wurde finanziell von Shepard Stone, Ford Foundation, und auch von der CIA unterstützt. Die Motivation zur Finanzierung lag im „reeducational context“ mit dem der kulturelle Neuaufbau Deutschlands nach der Befreiung vom Naziregime bestärkt werden sollte. Die Ford Foundation hatte konkret Interessen an der Verhaltensforschung (behavioural sciences), neuen Formen der Gesellschaftlichkeit, der Bedeutung von Teamarbeit und an der Entwicklung der Kybernetik in den 50er und 60er Jahren.
Die Autorengruppe
Das LCB wurde interdisziplinär mit AutorInnen verschiedener Fachrichtungen konzipiert. Die Charaktere wurden so ausgesucht, dass „das funktionale und emotionale Soziogramm“ übereinstimmen sollte, denn die Gruppenzusammenstellung basierte darauf, dass eine gewisse „Authentizität“ herrscht. Die Ausgestaltung der Autorengruppe war insofern von Wichtigkeit, als dass ihre Vielfältigkeit das Maß der Möglichkeiten und somit auch das Maß der Kreativität bestimmte. Die Information wird hier analog des „Ensembles möglicher Nachrichten“.1) Zwischen den Teilnehmenden sollte eine „Wettkampfsituation“2) herrschen um den Lernprozess der Gruppenmitglieder zu maximieren. JedeR AutorIn sollte zugleich KritikerIn sein. Fichte gibt zu, dass dieses „'kalte' Rede- und Beobachtungsdispositiv, das dem Paradigma der Information folgte“ zu einer schonungslosen Kritik und „selbstkritischen Qualen“ führte.3)
Programmatik der Agentur
Das konzeptuelle Entstehen des Institutes beruhte sowohl auf dem literarischen Schreiben, als auch auf den Diskussionen in der Gruppe. Eine Trennung von Institut und Literatur wird somit nicht mehr möglich und so muss sich, wenn sich Literatur entwickeln soll, auch das Institut und seine Programmatik weiter entwickeln. Dies zeigte sich manifestiert darin, dass die AutorInnen ihre Urheberrechte an den verfassten Texten laut Vertrag abtreten mussten. Dies ist ein weiterer, struktureller Unterschied zwischen Autorkollektiv und Agentur. Eine Metapher zur Beschreibung einer Agentur ist ein Computerprogramm. Im Blockschaltbild vereinfacht sind die AutorInnen der Eingang und literarische Texte der Ausgang. Das intelligente Programm hat außerdem eine Rückkopplungsschleife, sodass sich das Programm, wenn nötig, anpassen kann.
Höllerer, der Leiter des Projektes, war außerdem Kulturprogrammator für Westberlin. Er organisierte Ausstellungen an der Akademie der Künste und eine Live-Lesung des im Projekt entstehenden Romans „Gästehaus“ im Fernsehen. Er wurde mit dem Bild des Zirkusdirektors verglichen.